Return to Monkey Island – eine Kritik (Switch Version gespielt)

Ron Gilbert hat von 30 Jahren mit dem Ende von Monkey Island 2 einen fatalen Fehler gemacht. Er hat nichts daraus gelernt und wiederholt ihn nochmal.

Erstmal vorweg: Der neuste Teil von Monkey Island ist besser, als seine Vorgänger. Zugegeben: Es war nicht wirklich schwer, aber der Unterschied ist deutlich. Ja. Und auch die meiste Zeit des Spiels war ich mindestens… unterhalten.

Steuerung

Ich habe die Switch Version gespielt. Ohne die Steuerung auf dem PC zu kennen, würde ich aber die PC Version zu bevorzugen. An einigen Stellen habe ich mich an Monkey Island 4 von der Steuerung her angefühlt. (Das ist kein gutes Ding!)

Die Variation der Möglichkeiten pro Aktionspunkt / Hotspot ist eingeschränkt. Es gibt nie mehr als zwei verschiedene Möglichkeiten. Tatsächlich halte ich das für ein gutes Ding! Die alten Point n Klicks haben es eh nicht besonders gut geschafft eine clevere Antwort auf alle Möglichkeiten zu geben. Daher ist es ein gutes Ding.

Es hält den Spielfluss am Laufen – ein wirklich gutes Ding an dem neuen Steuerungskonzept!

Grafik

Kommen wir zur Grafik. Sie unterscheidet sich stark von ihren Vorgängern. Das kann man gut finden oder schlecht.

Ich finde die Grafik nicht wirklich gelungen. Auch bis zum Ende hin war sie höchstens Akzeptabel und auf keinen Fall irgendwie gut. Sie ist zu abstrakt, dass sie mich ernsthaft in eine Welt entführen kann.

Die bunten Grafiken der Vorgänger (aller Vorgänger) ist besser geeignet ein tolles, fröhliches Piratenabenteuer zu präsentieren. Doch Return to Monkey Island will vermutlich kein fröhliches Spiel sein.

An vielen Stellen im Spiel habe ich nicht erkannt, was da eigentlich zu sehen sein soll. Ich rede nicht von irgendwelche Hintergrund-Objekten (was ja eigentlich schon reichen würde), sondern von wichtigen Objekten, die für eine Rätsellösung wichtig sind.

Der Grafikstil war also im Weg das Spiel richtig genießen zu können, weil ich nicht alles erkennen konnte – und das auf einem Fernseher!

Sound

Der Sound ist…. gut. Die Sprecher machen ihre Sachen ordentlich und die Musik ist oft genug angenehm im Hintergrund.

Es ist durchaus wichtig, dass sie im Hintergrund ist. Denn eine Qualität wie in Monkey Island 3 hat sie lange nicht. Ganz im Gegenteil: Irgendwie klingen alle Lieder irgendwie gleich depressiv und sind für mich kaum auseinander zu halten.

Während mir nach Monkey Island 3 die Musik noch tagelang positiv im Kopf herumschwirrt, bin ich bei Return to Monkey nicht mal sicher, ob es überhaupt Musik gab.

Doch da hören die Probleme nicht auf: Es gibt nur eine englische Sprachausgabe. Alle Dialoge sind im englischen gesprochen Den deutschen Text, den man sich zusätzlich Anzeigen lassen kann, muss man manuell einstellen.

Das Menü und die Texte der Oberfläche ist auf Deutsch. Macht irgendwie nicht besonders viel Sinn. Eine Kleinigkeit, aber sehr nervig.

Atmosphäre

Wer bei Return to Monkey Island ein fröhliches Adventure sucht, der liegt falsch. Es ist stets düster und melancholisch. Gerade der erste Teil der Spiels hat viele Anspielung auf die ersten paar Spiele.

Schade. Hier hat der Schöpfer nicht verstanden warum seine Spiele beliebt waren und sind.

Die Rätsel

Die Rätsel sind einfach und logisch. Das ist gut. Die Zeiten mit kryptischen Rätseln, die keinen Sinn ergeben ist vorbei und so sollte es auch sein. Wäre nicht die englische Sprachausgabe könnte man das Spiel vermutlich auch kleinen Kindern geben.

Ansonsten gibt es auch ein Hilfesystem, dass auch Hinweise geben kann. Es funktioniert sogar sehr gut. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass damit es auch möglich ist das Spiel zu ruinieren.

Die Story

In anderen Rezensionen wird das Spiel für eine clevere Art gepriesen alle bisherigen Teile der Spielereihe miteinander zu verbinden.

Für den Anfang dachte ich: Ja. Die Lösung, dass Guybrush seinem Sohn eine Geschichte erzählt, ist ein cooler und netter Twist. Daraus kann man sehr viel machen.

Diese Möglichkeit wird auch genutzt, um bestimmten Rätselfreunden Wind aus den Segeln zu nehmen und sie dann in die richtige Richtung zu lenken. Ich hatte mindestens eine Stelle im Spiel wo ich dachte “och nö… nicht schon wieder das selbe Schema”.

Ich dachte man müsste mal wieder alternative Zutaten zusammensuchen. Doch exakt diese Vorstellung wurde mir genommen.

Die Geschichte sonst ist trivial. Guybrush will das Geheimnis von Monkey Island finden und trifft auf LeChuck, die Voodoo Lady, auf Wally, Murray, die Schwertkämpferin (Es gibt übrigens keinen klassischen Schwertkampf), Stan und anderen bekannte Figuren. Für meine Kritik müsste ihr nur eines Verstehen:

Guybrush Threepwood kann jedem mit “Ich finde das Geheimnis von Monkey Island” auf den Keks gehen und macht es gelegentlich auch sehr auf. Er ist praktisch versessen darauf. Es ist das ziehende Motiv des Spiels. Alle anderen Spiele sind untergeordnet.

Das Ende des Spiels

Deswegen versaut das Spiel das Ende. Am Ende gibt es ein Verfolgungsjagd zwischen LeChuck und Guybrush. Zwischendurch gehen noch einige Figuren verloren und es eröffnen sich neue Fragezeichen.

Doch es ist ja egal: Am Ende zählt das Geheimnis von Monkey Island! Elaine erzählt Guybrush welches Chaos er angerichtet hat, um an sein Ziel zu kommen. Es ist ihm alles egal: Er will nur das Geheimnis.

Man rätselt sich also durch die finalen Rätsel und steht gleich vor LeChuck. Gleich würde man wissen, was das Geheimnis von Monkey Island wirklich ist.

Das Ende hätte so gut sein können: Ein Szenario, in dem sich Guybrush zwischen dem Geheimnis und seiner Frau entscheiden muss. Oder ob er sich zwischen dem Priaten-da-sein und dem Geheimnis entscheiden muss. Oder ob er wirklich bereit ist für das Geheimnis zu töten. Oder das Geheimnis ist ein Zettel, auf dem steht “Limetten sind gut gegen Skorbut” (eine Anspielung innerhalb des Spiels).

Irgend sowas! Nicht was dann kam.

Man stelle sich vor: Mein Herz schlägt schneller. Ich will es jetzt wissen. Das Spiel hat mich gefesselt, wie lange schon keins mehr. Ich wollte wissen wie es ausgeht.

Ich betrete also eine Tür, hinter der sich LeChuck verbergen sollte und lange im Hinterhof der Kirche von Melee Island. (Der Hauptinsel im Spiel) Es sieht komisch aus. Es sind alle künstlich aus. Die Vögel halten sich mit Seilen in der Luft.

Für eine halbe Sekunde muss ich an Max Payne denken. Dann wird mir schlecht und ich realisiere: Ron Gilbert macht den selben Scheiß wie im zweiten Teil.

Ich gehe also um die Ecke und stehe in einem Freizeit Park, der aussieht wie Melee Island. Ich verliere Gesichtsfarbe. “Das ist nicht deren Ernst!” Was soll der scheiß?

Zum allem Überfluss habe ich dann auch noch die Aufgabe alle Attraktionen in dem Park auszuschalten. Mir tut das Herz weh. Ich will nicht, dass es zu Ende ist. Nicht so.

Am Ende sitzt Guybrush mit seinem Sohn auf der Bank. Sein Sohn fragt: Was ist das Geheimnis?

Der Spieler kann selbst eine Antwort auswählen. Alle Antworten sind im Grunde “Keine Ahnung.”. Was zum Teufel soll der Mist?

Dieses Ende hat mir das Spiel komplett versaut. Ich hätte mir die dümmste Erklärung gefallen lassen (auch eine wo Guybrush das Geheimnis erfährt, aber der Spieler nicht), aber kein “Im Grunde haben wir grundlos ein Hype aufgebaut und geben dir am Ende ein Gefühl, dass deine Investierte Zeit umsonst war, da eh nur alles Fantasie ist”

Fazit

FU! Return to Monkey Island. Du hättest ein gutes Spiel sein können. Doch das Ende enttäuscht mich so schwer und ist ein Tritt in die Eier, als eine Verbeugung für die Fans der Reihe. Ich fühle mich verarscht und habe Angst, dass Ron Gilbert auch noch andere beliebte Spiele kaputt macht mit einer solchen Denkweise.

Wem das Universum wichtig ist und die alten Spiele mag, der geht von dem Spiel mit Schmerzen in der Brust weg. Das Ende ruiniert irgendwie alles, was man vorher gemacht hat. Eine brutale Enttäuschung. Das, was mich am Spielen gehalten hat, ist die Story rund um das Geheimnis. Und das wurde mit Füssen getreten.

Ich habe gehofft mit diesem Text über den Schmerz hinwegzukommen. Doch es tut immer noch weh. Sowas sollte kein Spiel machen.

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